Wir, Emma und ich, führten trotz einiger unterschiedlicher Interessen ein tolles Leben, ein Leben wie es eigentlich sein sollte und wie wir Katzen es besonders lieben. Wir verbrachten die meiste Zeit zusammen, Emma und ich. Nur wenn sie einkaufen ging, blieb ich allein zu Hause und machte ein Nickerchen. Katzen brauchen eindeutig mehr Schlaf als Menschen. Wenn es Katzen gut geht, schlafen oder dösen sie. Eine satte, dösende Katze ist ein echtes Sinnbild von Zufriedenheit.

Wenn Emma dann vom Einkaufen zurückkam, packte sie die Sachen aus ihrer großen Tasche und legte sie nebeneinander aufgereiht auf den Küchentisch, damit ich alles beschnüffeln konnte. Am köstlichsten fand ich immer den Duft von geräuchertem Schinken. Den kaufte Emma allerdings nur selten und sie gab mir nur ganz wenig davon ab. "Schinken ist nicht gesund für kleine Katzen", sagte sie, wenn ich anfing zu betteln. Einmal in der Woche kochte Emma mir ein leckeres Fischgericht. Davon bekam ich immer eine ordentliche Portion ab. "Fisch ist gesund für kleine Katzen". Am liebsten mochte ich Lachse, besonders wenn sie fett waren.

Und ganz besonders zufrieden war ich, wenn Emma einen Strauß Rosen mitbrachte. Ehrlich gestanden habe ich über lange Zeit hinweg gedacht, sie würde die Rosen nur mir zuliebe kaufen, denn ich liebe sie bis heute mehr als alle anderen Blumen. Nicht nur weil sie schön sind und gut duften, sie schmecken mir auch besonders gut. Ich war jedenfalls ganz wild auf Rosenblätter und fing sofort an, an ihnen herumzuknabbern. "Du bist verrückt", sagte Emma oft. "Eine Katze, die Rosenblätter frisst, wenn das nicht gaga ist..."

Manchmal gingen wir auch im Park spazieren und ruhten uns auf der Holzbank unter dem Apfelbaum aus. Nachts schlief ich in Emmas kuscheligem Bett oder zog mich, wenn ich mich einem meiner privaten Träume hingeben wollte, die selbst die netteste Pflegemutter nichts angehen, auf meinem Lieblingsplatz im Wohnzimmer zurück. Auf das hellblaue Sofa mit den vielen farbenfrohen Samtkissen. Eines davon war grasgrün und verströmte einen Geruch, der mir fast den Verstand raubte.

Doch manchmal hielt ich es nachts nicht mehr im Haus aus und schlich geräuschlos durch die immer offene Kellerluke hinaus ins Freie. Das waren die Nächte, in denen sich alle Katzen und Kater der ganzen Gegend vor der alten, fast zerfallenen Bäckerei trafen, die nur wenige Hundert Meter von der Siedlung entfernt war. Dort sammelten sich neben den üblichen Hauskatzen auch all die Wilden, die Streuner: bunte, gefleckte, graue, weiße, getigerte, gescheckte - kaum zu glauben, wie viele verschiedene Katzen es gibt, und ein paar Mal entdeckte ich sogar eine rötlich getigerte, wie ich eine bin, obwohl die eher selten sein sollen.

Alle Nachtkatzen tobten energievoll auf dem zum Teil mit hohem Unkraut bewachsenen Hof herum und versuchten, sich durch Wendigkeit und skurrile Einfälle gegenseitig zu übertreffen. Obwohl ich eigentlich nicht verstand, worum es ging, fühlte ich mich zu ihnen unwiderstehlich angezogen. Natürlich hätte ich mich damals nie an ihren bizarren und seltsamen Aktionen beteiligt, dazu war ich viel zu ängstlich und viel zu brav. Trotzdem fand ich es ziemlich spannend, meine so ganz anders gearteten Mitkatzen bei ihren nächtlichen Spielen zu beobachten. Denn auch durch Beobachten lässt sich eine ganze Menge lernen, und wer weiß schon, ob man das Gelernte später nicht noch mal gebrauchen kann.

Einstweilen begnügte ich mich allerdings mit der Mischung aus überheblicher Verachtung und staunender Bewunderung. Es waren vor allem die vielen unterschiedlichen Farben, die mich beeindruckten. Von weiß bis schwarz, von einfarbig bis getigert oder gefleckt, und alle waren auf ihre Art schön. Ich war tatsächlich stolz darauf, eine Katze zu sein. <Fortsetzung folgt morgen>

Kommentare (2)

Habe nicht gelesen für viele schreiben ein like

A like 4 u aber war fast zu viel aber sehr witzig