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Mir hat Colins Idee mit dem Story Slam von vor einiger Zeit sehr gut gefallen, ich würde das gerne mit euch gemeinsam fortsetzen. Allerdings in einem etwas anderen Konzept. In etwa sollte das so aussehen: Ich setze unter diesen Beitrag gleich einen Textanfang. Den Umfang werdet ihr dann erkennen. Ihr seid dann auch noch erlaubt, eigene Textanfänge dazuzustellen, aber bitte nicht mehr als drei weitere, damit das Projekt übersichtlich bleibt. Im Anschluss an diese Textanfänge schickt ihr dann Fortsetzungen hinzu. Diese Fortsetzungen sollen bitte inhaltlich, von der Situation und vom Kontext her direkt an den Ansatz anschließen und möglichst nicht länger als der Ansatz selbst sein, aber auch nicht viel kürzer! Danke. Außerdem wäre es gut, wenn wir uns damit etwas absprechen, damit es nicht zu chaotisch wird. Eine Geschichte sollte nur einen, nicht mehrere separate Handlungen haben, lest euch also bitte wirklich durch, wer was zuletzt dazu geschrieben hat (und daher auch absprechen, damit ihr nicht etwas schreibt und dann wieder ändern müsst, falls euch jemand zuvorkommt). Daher: bitte auch nur ernstgemeinte, in den Rahmenbedingungen der Prosa vertretbare Fortsetzungen! Ich bin gespannt auf eure Ideen.

Kommentare (25)

Anfang: Der schützende Mantel der Nacht legte sich wie ein Schleier über das Firmament, bestickt mit Myriaden Sternen. So gut waren sie nur selten sichtbar - es war Neumond. Keine gute Zeit für die wölfischen Mondtrinker aus den Wäldern… wohl aber für Nikolai. Der Vampir verschränkte die Arme hinter seinem Rücken, während er den sich ihm bietenden Ausblick betrachtete: die düster aufragenden Tannenspitzen des dichten Waldes, deren Blätter sanft in der windlosen Nacht raschelten. Beinahe gespenstisch. Aber sie lebten ja. Die Tannen lebten genauso wie Nikolai; was wäre daran unnatürlich, sie sich bewegen sehen zu können, wenn man nur gut genug hinsah? Sie hören zu können, wie sie leise wisperten… und da war der See, der See, in dem sich die Sterne spiegelten… Nikolai lehnte sich leicht aus der Brüstung des von ätherisch flackernden, schwachen Kerzenschein erleuchteten Fensters, und stützte seinen Kopf sachte mit einer Hand ab, indes er sinnend den Blick zurück zu den scheinenden Wächtern am Firmament richtete, zu den Sternen. So fern, so fremd, und doch ewig nah gefesselt schienen sie… sein Augenmerk wurde abrupt auf einen kleinen, sich rasch bewegenden Fleck am Himmel gezogen. Er spürte ein Ziehen in seiner Pupille, er fokussierte das Objekt - das Lebewesen. Blut konnte Nikolai riechen, über weite Distanz. Und dieser Fleck dort roch nach Blut. Erbanlagen, sowohl der Seh- als auch der Geruchssinn. Nikolai hasste es, sich an diese Erbanlagen zu erinnern. Sie erinnerten ihn an das, was er war. Ein Vampir. Ein Jäger. Eine blutrünstige Bestie. Er konnte so greifbar nah die Stimmen der Menschen hören, aufgebracht, verächtlich, zornig, hassvoll. Nikolai war nie ein Vampir gewesen. Blut hatte er verschmäht. Aber schon reichte es, dass die »anderen« ihn nicht sahen, wenn sie in den Spiegel sahen, schon reichte es, dass die »anderen« ihn nicht sahen, wenn sie nach seinem Schatten sahen, schon reichte das, um ihn anders zu machen - um ihn zu einer Bestie zu machen. Silber, Feuer, Kreuz und Holzpflock hatten nicht vermocht, Nikolai zu vertreiben. Hätten es nicht vermocht - alberne Sagen, und Abergläubige nur, die ihnen Glauben schenkten. Aber was Silber und Feuer, was Kreuz und Holzpflock nicht vermocht hatten, das vermochte die Furcht, die Furcht vor sich selbst, und das vermochte die Einsamkeit. Nahezu paradox erschien das Nikolai: Die Einsamkeit war es, vor der er sich in… die Einsamkeit flüchtete. Denn in diese Burg über dem See, in dem sich die Sterne spiegelten, über dem Wald, in dem die Geister der Tannen wisperten, zog es keine Menschen. Einzig die Kreaturen der Nacht. Just so eine Kreatur schien es auch zu sein, die Nikolai dort zwischen den Sternen ausfindig gemacht hatte, und die auf ihren winzigen, pelzigen Flügeln beständig dem geöffneten Fenster, aus dem das so verheißungsvolle Licht hervordrang, entgegensteuerte. Nikolai richtete sich auf und streckte ihr seine bleiche, grazile Hand entgegen, indes er die Handfläche drehte und öffnete. Er roch die Gedanken des kleinen Wesens, spürte seine Gefühle. Nikolai konnte nicht von sich behaupten, sonderlich gesellig zu sein; sein Erfahrungswert genügte nicht, um ihre Gefühle nachzuvollziehen. Aber sein angeborenes Charisma wirkte. Das kleine Tier ließ sich, leicht wie ein Windhauch, leicht wie ein Strahl Mondlicht, leicht wie ein flüchtiger Kuss, auf seiner Hand nieder. Nikolai betrachtete die Motte. Sie hatte auf den ersten Blick eine schlichte, dunkelbraune Oberfläche. Auf den zweiten Blick offenbarte sie eine bernsteinfarbene Tönung und kleine, verflochtenen Muster. Ein hübsches Tier. Nikolai bemerkte, wie ihm ein kleines Seufzen entfuhr, als er verstand. Die »Motte« schien es ebenfalls wahrzunehmen. Sie stieß sich von seiner Hand ab und flog sanft auf das Geländer nah neben ihm. Sie zuckte kurz mit den Fühlern, Nikolai blinzelte. Vor ihm stand eine junge Frau in dunkler, eleganter Robe. Sie war ungefähr gleich groß wie Nikolai, hatte ebenso bleiche Haut wie er und kurzes, unordentliches schwarzes Haar. Nikolai erkannte andere Vampire ohne Umstände, aber hier wäre es nach der Verwandlung aus der Motte nicht mehr nötig gewesen. Sie verschränkte die Arme vor sich, legte den Kopf schief und lächelte Nikolai an. Er räusperte sich, drehte sich zu ihr um, und blickte in ihre Augen. Augen wie geschmolzenes Silber, fragend, bohrend, schelmisch. Nikolai seufzte wieder auf, diesmal laut. Er kannte diese Augen. „Lysander. Ich hatte dich anders in Erinnerung.“ Sagte er. Lysander zuckte leicht mit den Schultern, und die Illusion der Vampirin fiel von ihm wie Morgentau aus herbstlichen Erlenlaub, um seine präferierte Erscheinungsform zum Vorschein zu bringen. „Vergiss nicht, Kolja: ich bin Gestaltwandler.“ Sagte der hagere Vampir mit dem grauen Haar, den stechenden, silberfarbenen Augen und der schlichten, grauen Robe, während er seinen Mantel - einen Reisemantel, der erheiternder Weise das Muster der Mottengestalt Lysanders trug - glatt strich und enger um sich schlang. Nic

Nicht, dass das nötig gewesen wäre. Vampire froren nicht. Aber es steigerte die Dramatik. Lysander legte viel Wert auf Dramatik. „Was verschafft mir die Ehre?“ Fragte Nikolai, nicht gewollt unhöflich, aber vielleicht auch nicht gerade einladend. „Freut mich auch, dich zu sehen Kolja, freut mich auch.“ Gab der ältere Vampir sarkastisch zur Antwort. Er wandte sich ab. Eine gewisse Zeit lang schwiegen beide, bis sich Lysander wieder zu Wort meldete: „Kolja, es könnte sein, dass ich dich in nicht allzu ferner Zeit um einen dringlichen Gefallen bitten muss.“ „Wann, Lysander?“ Fragte Nikolai. Lysanders Gesicht verfinsterte sich. „Jetzt.“

AB JETZT dürft ihr gerne euch frei beraten und Stück für Stück die Geschichte weiterführen oder neue Anfänge einführen :) Und noch eine Anmerkung: Nehmt es mir nicht übel, aber bitte lasst FFs, insbesondere WaCa, aus dem Spiel. Wir wollen uns schließlich selbst etwas erarbeiten. Danke nochmal.

Ich merke es. Dann sei so lieb und halt einfach den Mund. Der Beitrag ist nämlich nicht dafür gedacht, sich über Geschichten zu beschweren, sondern welche zu schreiben. Das wollte ich auch nochmal für alle festhalten: Bitte den Beitrag für nichts anderes benutzen, ja? Ich danke euch.

Sheldyndrom

Anfang: Der schützende Mantel der Nacht legte sich wie ein Schleier über das Firmament, bestickt mit Myriaden Sternen. So gut waren sie nur selten sichtbar - es war Neumond. Keine gute Zeit für die wölfischen Mondtrinker aus den Wäldern… wohl aber für Nikolai. Der Vampir verschränkte die Arme hinter seinem Rücken, während er den sich ihm bietenden Ausblick betrachtete: die düster aufragenden Tannenspitzen des dichten Waldes, deren Blätter sanft in der windlosen Nacht raschelten. Beinahe gespenstisch. Aber sie lebten ja. Die Tannen lebten genauso wie Nikolai; was wäre daran unnatürlich, sie sich bewegen sehen zu können, wenn man nur gut genug hinsah? Sie hören zu können, wie sie leise wisperten… und da war der See, der See, in dem sich die Sterne spiegelten… Nikolai lehnte sich leicht aus der Brüstung des von ätherisch flackernden, schwachen Kerzenschein erleuchteten Fensters, und stützte seinen Kopf sachte mit einer Hand ab, indes er sinnend den Blick zurück zu den scheinenden Wächtern am Firmament richtete, zu den Sternen. So fern, so fremd, und doch ewig nah gefesselt schienen sie… sein Augenmerk wurde abrupt auf einen kleinen, sich rasch bewegenden Fleck am Himmel gezogen. Er spürte ein Ziehen in seiner Pupille, er fokussierte das Objekt - das Lebewesen. Blut konnte Nikolai riechen, über weite Distanz. Und dieser Fleck dort roch nach Blut. Erbanlagen, sowohl der Seh- als auch der Geruchssinn. Nikolai hasste es, sich an diese Erbanlagen zu erinnern. Sie erinnerten ihn an das, was er war. Ein Vampir. Ein Jäger. Eine blutrünstige Bestie. Er konnte so greifbar nah die Stimmen der Menschen hören, aufgebracht, verächtlich, zornig, hassvoll. Nikolai war nie ein Vampir gewesen. Blut hatte er verschmäht. Aber schon reichte es, dass die »anderen« ihn nicht sahen, wenn sie in den Spiegel sahen, schon reichte es, dass die »anderen« ihn nicht sahen, wenn sie nach seinem Schatten sahen, schon reichte das, um ihn anders zu machen - um ihn zu einer Bestie zu machen. Silber, Feuer, Kreuz und Holzpflock hatten nicht vermocht, Nikolai zu vertreiben. Hätten es nicht vermocht - alberne Sagen, und Abergläubige nur, die ihnen Glauben schenkten. Aber was Silber und Feuer, was Kreuz und Holzpflock nicht vermocht hatten, das vermochte die Furcht, die Furcht vor sich selbst, und das vermochte die Einsamkeit. Nahezu paradox erschien das Nikolai: Die Einsamkeit war es, vor der er sich in… die Einsamkeit flüchtete. Denn in diese Burg über dem See, in dem sich die Sterne spiegelten, über dem Wald, in dem die Geister der Tannen wisperten, zog es keine Menschen. Einzig die Kreaturen der Nacht. Just so eine Kreatur schien es auch zu sein, die Nikolai dort zwischen den Sternen ausfindig gemacht hatte, und die auf ihren winzigen, pelzigen Flügeln beständig dem geöffneten Fenster, aus dem das so verheißungsvolle Licht hervordrang, entgegensteuerte. Nikolai richtete sich auf und streckte ihr seine bleiche, grazile Hand entgegen, indes er die Handfläche drehte und öffnete. Er roch die Gedanken des kleinen Wesens, spürte seine Gefühle. Nikolai konnte nicht von sich behaupten, sonderlich gesellig zu sein; sein Erfahrungswert genügte nicht, um ihre Gefühle nachzuvollziehen. Aber sein angeborenes Charisma wirkte. Das kleine Tier ließ sich, leicht wie ein Windhauch, leicht wie ein Strahl Mondlicht, leicht wie ein flüchtiger Kuss, auf seiner Hand nieder. Nikolai betrachtete die Motte. Sie hatte auf den ersten Blick eine schlichte, dunkelbraune Oberfläche. Auf den zweiten Blick offenbarte sie eine bernsteinfarbene Tönung und kleine, verflochtenen Muster. Ein hübsches Tier. Nikolai bemerkte, wie ihm ein kleines Seufzen entfuhr, als er verstand. Die »Motte« schien es ebenfalls wahrzunehmen. Sie stieß sich von seiner Hand ab und flog sanft auf das Geländer nah neben ihm. Sie zuckte kurz mit den Fühlern, Nikolai blinzelte. Vor ihm stand eine junge Frau in dunkler, eleganter Robe. Sie war ungefähr gleich groß wie Nikolai, hatte ebenso bleiche Haut wie er und kurzes, unordentliches schwarzes Haar. Nikolai erkannte andere Vampire ohne Umstände, aber hier wäre es nach der Verwandlung aus der Motte nicht mehr nötig gewesen. Sie verschränkte die Arme vor sich, legte den Kopf schief und lächelte Nikolai an. Er räusperte sich, drehte sich zu ihr um, und blickte in ihre Augen. Augen wie geschmolzenes Silber, fragend, bohrend, schelmisch. Nikolai seufzte wieder auf, diesmal laut. Er kannte diese Augen. „Lysander. Ich hatte dich anders in Erinnerung.“ Sagte er. Lysander zuckte leicht mit den Schultern, und die Illusion der Vampirin fiel von ihm wie Morgentau aus herbstlichen Erlenlaub, um seine präferierte Erscheinungsform zum Vorschein zu bringen. „Vergiss nicht, Kolja: ich bin Gestaltwandler.“ Sagte der hagere Vampir mit dem grauen Haar, den stechenden, silberfarbenen Augen und der schlichten, grauen Robe, während er seinen Mantel - einen Reisemantel, der erheiternder Weise das Muster der Mottengestalt Lysanders trug - glatt strich und enger um sich schlang. Nic

Ups - es sollte heißen: "Nikolai war nie eine Bestie gewesen". Entschuldigt diesen Fauxpas.

Kannst du bitte den Beitrag einfacher Zusammenfassen(nicht den Text). Ich verstehe den nicht.

Moritz263

Kannst du bitte den Beitrag einfacher Zusammenfassen(nicht den Text). Ich verstehe den nicht.

Er sagt, dass er gerne mit uns zusammen eine Fortsetzungsgeschichte schreiben möchte. Man darf seine Geschichte also weiterführen, sofern man beim Thema und möglichst auch beim Schreibstil bleibt.

Kommentare zum ersten Teil: • Tannen und Blätter? ... Ach so, okay. Kann auch ein Mischwald sein. • Der See, in dem sich die Sterne spiegeln. Den darf man nicht mit dem Himmel verwechseln, gell? • Ich finde die Idee, dass Lysander sich nicht nur in ein Tier, sondern auch in eine Frau verwandeln kann, interessant. Das können nicht einmal die mir bekannten Vampire aus der World of Darkness. Okay, manche können durch ihre angeborenen Kräfte einen Körper (den eigenen, aber auch einen fremden) ähnlich wie ein Schönheitschirurg verändern, aber sie sind da an gewisse Limits gebunden.

Wenn ich jetzt weiterschreiben wollte... Bin leider nicht so ein guter Schreiber wie du, Sheldyn. Aber in welcher historischen Epoche würde die Geschichte spielen? Oder hast du das absichtlich offen gelassen?

Ich habe zwar n Haufen ideen, aber mein Schreibstil passt gar nicht und meine Details sind auch etwas stumpf

Colin

Kommentare zum ersten Teil: • Tannen und Blätter? ... Ach so, okay. Kann auch ein Mischwald sein. • Der See, in dem sich die Sterne spiegeln. Den darf man nicht mit dem Himmel verwechseln, gell? • Ich finde die Idee, dass Lysander sich nicht nur in ein Tier, sondern auch in eine Frau verwandeln kann, interessant. Das können nicht einmal die mir bekannten Vampire aus der World of Darkness. Okay, manche können durch ihre angeborenen Kräfte einen Körper (den eigenen, aber auch einen fremden) ähnlich wie ein Schönheitschirurg verändern, aber sie sind da an gewisse Limits gebunden.

Wenn ich jetzt weiterschreiben wollte... Bin leider nicht so ein guter Schreiber wie du, Sheldyn. Aber in welcher historischen Epoche würde die Geschichte spielen? Oder hast du das absichtlich offen gelassen?

Da kannst du ganz frei sein. Der Gedanke war: solange es nicht mit der vorigen Geschichte im Konflikt steht, ist alles erlaubt - das ist ja das schöne an solchen Projekten, unerwartete Wendungen.

TheRandomBird #justforfun💙

Ich habe zwar n Haufen ideen, aber mein Schreibstil passt gar nicht und meine Details sind auch etwas stumpf

Wie du meinst; wenn du trotzdem mitmachen willst, kannst du aber auch noch alternativ einen anderen Anfang beisteuern, der dann parallel läuft, falls das für dich besser passt ^^

Sheldyndrom

Anfang: Der schützende Mantel der Nacht legte sich wie ein Schleier über das Firmament, bestickt mit Myriaden Sternen. So gut waren sie nur selten sichtbar - es war Neumond. Keine gute Zeit für die wölfischen Mondtrinker aus den Wäldern… wohl aber für Nikolai. Der Vampir verschränkte die Arme hinter seinem Rücken, während er den sich ihm bietenden Ausblick betrachtete: die düster aufragenden Tannenspitzen des dichten Waldes, deren Blätter sanft in der windlosen Nacht raschelten. Beinahe gespenstisch. Aber sie lebten ja. Die Tannen lebten genauso wie Nikolai; was wäre daran unnatürlich, sie sich bewegen sehen zu können, wenn man nur gut genug hinsah? Sie hören zu können, wie sie leise wisperten… und da war der See, der See, in dem sich die Sterne spiegelten… Nikolai lehnte sich leicht aus der Brüstung des von ätherisch flackernden, schwachen Kerzenschein erleuchteten Fensters, und stützte seinen Kopf sachte mit einer Hand ab, indes er sinnend den Blick zurück zu den scheinenden Wächtern am Firmament richtete, zu den Sternen. So fern, so fremd, und doch ewig nah gefesselt schienen sie… sein Augenmerk wurde abrupt auf einen kleinen, sich rasch bewegenden Fleck am Himmel gezogen. Er spürte ein Ziehen in seiner Pupille, er fokussierte das Objekt - das Lebewesen. Blut konnte Nikolai riechen, über weite Distanz. Und dieser Fleck dort roch nach Blut. Erbanlagen, sowohl der Seh- als auch der Geruchssinn. Nikolai hasste es, sich an diese Erbanlagen zu erinnern. Sie erinnerten ihn an das, was er war. Ein Vampir. Ein Jäger. Eine blutrünstige Bestie. Er konnte so greifbar nah die Stimmen der Menschen hören, aufgebracht, verächtlich, zornig, hassvoll. Nikolai war nie ein Vampir gewesen. Blut hatte er verschmäht. Aber schon reichte es, dass die »anderen« ihn nicht sahen, wenn sie in den Spiegel sahen, schon reichte es, dass die »anderen« ihn nicht sahen, wenn sie nach seinem Schatten sahen, schon reichte das, um ihn anders zu machen - um ihn zu einer Bestie zu machen. Silber, Feuer, Kreuz und Holzpflock hatten nicht vermocht, Nikolai zu vertreiben. Hätten es nicht vermocht - alberne Sagen, und Abergläubige nur, die ihnen Glauben schenkten. Aber was Silber und Feuer, was Kreuz und Holzpflock nicht vermocht hatten, das vermochte die Furcht, die Furcht vor sich selbst, und das vermochte die Einsamkeit. Nahezu paradox erschien das Nikolai: Die Einsamkeit war es, vor der er sich in… die Einsamkeit flüchtete. Denn in diese Burg über dem See, in dem sich die Sterne spiegelten, über dem Wald, in dem die Geister der Tannen wisperten, zog es keine Menschen. Einzig die Kreaturen der Nacht. Just so eine Kreatur schien es auch zu sein, die Nikolai dort zwischen den Sternen ausfindig gemacht hatte, und die auf ihren winzigen, pelzigen Flügeln beständig dem geöffneten Fenster, aus dem das so verheißungsvolle Licht hervordrang, entgegensteuerte. Nikolai richtete sich auf und streckte ihr seine bleiche, grazile Hand entgegen, indes er die Handfläche drehte und öffnete. Er roch die Gedanken des kleinen Wesens, spürte seine Gefühle. Nikolai konnte nicht von sich behaupten, sonderlich gesellig zu sein; sein Erfahrungswert genügte nicht, um ihre Gefühle nachzuvollziehen. Aber sein angeborenes Charisma wirkte. Das kleine Tier ließ sich, leicht wie ein Windhauch, leicht wie ein Strahl Mondlicht, leicht wie ein flüchtiger Kuss, auf seiner Hand nieder. Nikolai betrachtete die Motte. Sie hatte auf den ersten Blick eine schlichte, dunkelbraune Oberfläche. Auf den zweiten Blick offenbarte sie eine bernsteinfarbene Tönung und kleine, verflochtenen Muster. Ein hübsches Tier. Nikolai bemerkte, wie ihm ein kleines Seufzen entfuhr, als er verstand. Die »Motte« schien es ebenfalls wahrzunehmen. Sie stieß sich von seiner Hand ab und flog sanft auf das Geländer nah neben ihm. Sie zuckte kurz mit den Fühlern, Nikolai blinzelte. Vor ihm stand eine junge Frau in dunkler, eleganter Robe. Sie war ungefähr gleich groß wie Nikolai, hatte ebenso bleiche Haut wie er und kurzes, unordentliches schwarzes Haar. Nikolai erkannte andere Vampire ohne Umstände, aber hier wäre es nach der Verwandlung aus der Motte nicht mehr nötig gewesen. Sie verschränkte die Arme vor sich, legte den Kopf schief und lächelte Nikolai an. Er räusperte sich, drehte sich zu ihr um, und blickte in ihre Augen. Augen wie geschmolzenes Silber, fragend, bohrend, schelmisch. Nikolai seufzte wieder auf, diesmal laut. Er kannte diese Augen. „Lysander. Ich hatte dich anders in Erinnerung.“ Sagte er. Lysander zuckte leicht mit den Schultern, und die Illusion der Vampirin fiel von ihm wie Morgentau aus herbstlichen Erlenlaub, um seine präferierte Erscheinungsform zum Vorschein zu bringen. „Vergiss nicht, Kolja: ich bin Gestaltwandler.“ Sagte der hagere Vampir mit dem grauen Haar, den stechenden, silberfarbenen Augen und der schlichten, grauen Robe, während er seinen Mantel - einen Reisemantel, der erheiternder Weise das Muster der Mottengestalt Lysanders trug - glatt strich und enger um sich schlang. Nic

Wow, du kannst wirklich gut schreiben

Sheldyndrom

Nicht, dass das nötig gewesen wäre. Vampire froren nicht. Aber es steigerte die Dramatik. Lysander legte viel Wert auf Dramatik. „Was verschafft mir die Ehre?“ Fragte Nikolai, nicht gewollt unhöflich, aber vielleicht auch nicht gerade einladend. „Freut mich auch, dich zu sehen Kolja, freut mich auch.“ Gab der ältere Vampir sarkastisch zur Antwort. Er wandte sich ab. Eine gewisse Zeit lang schwiegen beide, bis sich Lysander wieder zu Wort meldete: „Kolja, es könnte sein, dass ich dich in nicht allzu ferner Zeit um einen dringlichen Gefallen bitten muss.“ „Wann, Lysander?“ Fragte Nikolai. Lysanders Gesicht verfinsterte sich. „Jetzt.“

So hatte Nikolai seinen älteren Bruder noch nie erlebt, auch wenn Lysander normalerweise etwas grummelig ist, da war etwas in seiner Stimme die ihm Angst machte, und auch das Gesicht mit dem Lysander geredet hat, war ihm neu, aber nicht das Nikolai seinen Bruder oft sah, sie hatten abgesehen von Briefen einander nicht mehr gesehen, seitdem Lysander in die Dienste des Rates der Halbmenschen getreten war.

Nikolai nickte langsam. Er wusste, wer gemeint war, denn ein Werwolf, der sich in der Stadt niederließ, war ungewöhnlich. Fast ebenso ungewöhnlich wie ein Vampir, der die Stadt mied, aus Angst eines Tages versehentlich den Tod eines Menschen zu verschulden... „Und was ist mit diesem Kieran?“, fragte er misstrauisch. „Ich möchte, dass du dich mit ihm triffst.“ „Das beantwortet meine Frage nicht, Lysander. Wenn du etwas von mir willst, muss ich genau wissen, worum es geht und was du erreichen möchtest. Also, raus mit der Sprache. Steckst du in Schwierigkeiten?“ „Ich? Wenn's nur das wäre, Kolja. Wir alle, wenn wir nicht handeln.“ „Mach es nicht so dramatisch, großer Bruder.“ „Es sind interne Informationen, die ich auch nur habe, weil sie auf einer Sitzung des Rates diskutiert wurden. Die Inquisition hat sich neu gegründet, und diesmal scheinen sie besser vorbereitet, gegen all jene vorzugehen, die nicht in das Weltbild ihres Herrn und Gottes passen.“ Auch wenn Lysander seine Stimme bemerkenswert gut unter Kontrolle hatte, verrieten ihn seine fahrigen Handbewegungen, mit denen er nervös seinen Mantel mit den bernsteingelben Mottenlinien glattstrich. „Mit Kruzifixen und Weihwasser, meinst du? Das ist doch Aberglaube, alles schon dagewesen. Wir haben es letztes Mal überlebt, wir werden es auch dieses Mal überleben.“ „Nein. Diesmal sind es Schwerter und Gewehrkugeln, und vor allem ausgebildete Soldaten. Nicht ein paar glatzköpfige Pfaffen, die mit einer Fackel nach dir gestikulieren und lateinische Beschwörungen ausstoßen. Sondern ein Orden von Henkern, der weiß, wie man Krieg führt, und auch, wie man Gefangene zum Reden bringt, bevor man ihnen die Gnade eines schnellen Todes gewährt.“ Nikolai rieb sich nachdenklich das Kinn, eine Geste aus seinem alten, menschlichen Leben, die er all die Jahre nicht abgelegt hatte. „Wenn das stimmt, was du sagst“, murmelte er, „warum kommst du damit dann zu mir? Doch nicht nur, um mich zu warnen, oder? Was für einen Gefallen könnte ich dir dabei schon erweisen?“ „In Zeiten des Krieges können wir es uns nicht leisten, weiterhin unsere Scharmützel mit den Wolflingen zu führen. Wenn wir uns weiterhin an die Kehle gehen“ - Nikolai fragte sich im Stillen, ob dieses Wortspiel beabsichtigt war - „dezimieren wir uns nur gegenseitig, und bieten damit einer viel größeren Bedrohung neues Spiel. Deswegen möchte ich, dass du mir dabei hilfst, einen Waffenstillstand mit den Werwölfen auszuhandeln.“ „Ausgerechnet ich?“ Nikolai konnte sich nicht vorstellen, wie er, ein Vampir, der abseits der nächtlichen Gesellschaft lebte, daran etwas bewirken sollte. „Außerdem, wieso sollten sie sich darauf einlassen? Du weißt, wie sie über uns denken.“ Er wusste, dass das Bild, das die Wolfsmenschen von seinesgleichen hatten, fast noch schlimmer war als das der Menschen. Die Vampire verachteten die Werwölfe für ihre impulsive Art, sie sahen in den meisten von ihnen gedankenlose Barbaren, die sich jeder Rationalität verschlossen und angeblich Unzucht mit den Wölfen im Wald trieben. Umgekehrt glaubten die Werwölfe, alle Vampire seien manipulative und machthungrige Blutsauger, die aufgrund ihrer Langlebigkeit die Menschen und Werwölfe nur als Figuren auf ihrem persönlichen Schachbrett betrachteten, gerade gut genug, um ihren persönlichen Zielen zu dienen. „Genau darum geht es. Du bist ein Vampir, der den Wald und die dortige Abgeschiedenheit der Stadt und den dortigen Machtspielen vorzieht. Kieran hingegen ist ein Werwolf, der sich offen gegenüber der Stadt und dem Fortschritt dort gezeigt hat. Ihr seid beide ganz anders, als man sich seinen jeweiligen Feind vorstellt. Zusammen könntet ihr in der Lage sein, die Kluft zwischen den verfeindeten Lagern zu überwinden, und einen Blutpakt zu schließen. Einen Pakt, der uns einen Waffenstillstand sichert, zumindest so lange, bis wir mit der Bedrohung durch die Inquisition fertig geworden sind.“ Ein Blutpakt. Das war es also, ein Ritual, das eine Verbindung zwischen zwei Wesen der Nacht schließen konnte. Dafür war es jedoch erforderlich, wechselseitig Blut von von einander zu trinken. Nikolai schüttelte entschieden den Kopf. „Nein. Es mag ein edles Ansinnen sein, aber das kannst du nicht von mir verlangen.“

[Sorry, das ist ein "von" zu viel im vorletzten Absatz. Ich hoffe, diese Fortsetzung gefällt euch. Hab mich ein bisschen von Markus Heitz und Mark Rein-Hagen leiten lassen]

ist diese Lara Jana?

Kann ich nur vermuten, aber lass uns das in dem anderen Beitrag besprechen. Sheldyn hat uns doch gebeten, beim Thema zu bleiben

Großartig, großen Dank für die Fortsetzung! Auf den Handlungsverlauf wäre ich nicht gekommen, aber er lässt so viele spannende Möglichkeiten offen… möchte noch jemand anderes eine Fortsetzung hinzufügen? Ansonsten würde ich heute oder morgen wieder nachlegen.

Lysander lächelte traurig, und Nikolai wurde klar, dass er genau diese Antwort erwartet hätte. „Wie du bemerkst, kann ich es. Und glaube nicht, dass ich es gerne tue. Ich tue das, was getan werden muss.“ „Was getan werden muss…“ wiederholte Nikolai, „Und weiß der Wolfling schon, was getan werden muss?“ „Das tut er.“ Antwortete Lysander und trat einen Schritt vom Fenster weg in den Raum hinein. Nikolai verschloss das Fenster und folgte ihm. Ohne nach einer Erlaubnis zu fragen, fläzte Lysander sich auf den großen Sessel vor dem erloschenen Kamin, drehte sich zu Nikolai um und sah ihn erwartungsvoll an. Dieser ließ sich ihm gegenüber auf einem weiteren, kleineren Sessel nieder. „Spann mich nicht unnötig auf die Folter, Lysander. Was hat er gesagt?“ „Er ist einverstanden. Er sieht die Zwecke eines… größeren Wohles… ein.“ Nikolai horchte bei dieser Wortwahl auf, versuchte allerdings, es zu überspielen. „Natürlich. Also hängt es von mir ab?“ Er schüttelte ungläubig den Kopf, nur ganz leicht. Das versprach eine lange Nacht zu werden. „Das tut es, Kolja. Wobei, lass dir bitte nicht den Glauben, du wärest unersetzbar. Das bist du nicht.“ Lysander lächelte. Es war ein sehr beherrschtes Lächeln. „Dann, um Himmels Willen, warum ich, Lysander? Warum ausgerechnet ich?“ Rief Nikolai aus. „Weil du anders bist. Du weißt es.“ Antwortete der Gestaltwandler eindringlich. Gequält veränderte Nikolai seine Position. „Wenn du über diese eine Affäre redest, dann -“ setzte er empört an, aber Lysander fiel ihm ins Wort. „Ich rede nicht über diesen Sterblichen. Das ist Dekaden her.“ Er beugte sich im Sessel vor, zwang Nikolai, Augenkontakt zu ihm zu halten. „Du konntest noch nie gut zuhören, weißt du das, Kolja? Du bist durchaus anders. Was hat dich vor all den Jahren dazu getrieben, in dieses Exil zu fliehen? Die Furcht vor den Menschen oder die Furcht vor dir selbst? Der Zorn über die Menschen oder der Zorn über dich selbst? Ich habe dich ausgewählt, weil ich weiß, dass du nicht stets für deine eigenen Zwecke handelst. Du wurdest gebissen. Du wachst nachts, du hast all diese geschärften Sinne, du spiegelst dich nicht, einen Schatten hast du nur im Mondlicht, aber, Kolja, du bleibst menschlich. Ich weiß das, du weißt das.“ „Und die anderen Vampire? Wurden sie durch ihren Biss in blutrünstige Bestien verwandelt? Sind sie weniger beeinflussbar als ich, hm? „Ganz im Gegenteil. Du brauchst etwas nur oft genug zu hören, um zu beginnen, daran zu glauben. Wenn dir jemand oft genug sagt, dass du eine Bestie bist, dann wirst du eine Bestie. Glaub mir, ich weiß das. Aber ich erwähnte bereits: du konntest noch nie gut zuhören.“ Lysander lehnte sich zurück. „Also wählst du mich, weil ich den Fehler der Menschen bei mir suchen werde?“ Fragte Nikolai, ungläubig. „Exakt!“ Rief Lysander aus und stand auf. „Aber…“ wollte Nikolai einwenden, doch Lysander ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Genug geredet.“ Sagte er und zog Nikolai auf die Beine. Er hielt seinen Arm weiterhin fest. Mit einem Mal begann das Feuer im Kamin zu brennen, die Holzscheite entflammten wie von selbst und erzeugten ein flackerndes, helles Licht. Das Feuer funkelte in Lysanders Augen, und wieder lächelte er, ganz leicht, aber scheinbar ehrlich. Ein billiger, aber eindrucksvoller Trick. „Gib mir Bedenkzeit.“ Wich Nikolai aus und zog seinen Arm von Lysander fort. Lysander verdrehte die Augen, überspitzt entnervt. „Und wie viel Zeit will der edle Herr Kolja in Anspruch nehmen, während sich die Inquisition bildet?“ „Einen Tag. Mehr nicht.“ Sagte Nikolai bestimmt. „Einen Tag? Gut. Aber unter einer Bedingung.“ „Und die wäre?“ „Damit du den richtigen Eindruck von meiner Forderung bekommst, möchte ich dir Kieran vorstellen.“ Sagte Lysander. Nikolai musterte ihn kritisch. Schließlich fällte er, wenn auch schweren Herzens, eine Entscheidung. „Gut. So sei es. Wann kann ich seine Ankunft erwarten?“ „In… mehr oder weniger einer Viertelstunde.“ Antwortete sein großer Bruder. Nikolai zog eine Augenbraue hoch. Das hätte er erwarten müssen… Lysander war sicherlich nicht gekommen, um ihn zu fragen. Er war mit festen Ambitionen und einem guten Plan gekommen. „Du hast ihn schon mitgebracht? Also hätte ich so oder so nicht nein sagen können?“ Fragte Nikolai. Sein Bruder lachte laut auf. „Natürlich nicht. Ich kenne dich doch. Dennoch hast du diese Bedenkzeit. Zwing mich nicht, dich zu zwingen.“ „Lysander?“ „Kolja?“ „Du bist ein vorbildlicher Vampir, was die Erwartungen der Welt angeht. Manipulativ und gerissen.“ „Ich fühle mich geschmeichelt.“ „Also. Stell mir diesen Werwolf vor.“

Kommentar: Vielen Dank für diese Fortsetzung! Meine Achtung (und Vorsicht) vor Lysander ist gerade gestiegen, er ist ja echt ein verdammt guter Redner.