Goethes Reim-Wette

Johann Wolfgang von Goethe befand sich in vornehmer Gesellschaft und wurde vom Sohn der Gastgeber wie folgt angesprochen:

"Hochverehrter Herr Geheimrat, auch wenn Sie Deutschlands Dichterfürst sind, möchte ich Ihnen dennoch die Wette anbieten, dass ich Ihnen zwei Wörter sagen kann, aus denen selbst Sie keinen Reim machen können."

Goethe antwortete: "Junger Mann, ich nehme diese Wette gerne an, nennen Sie mir die zwei Wörter."

Der junge Mann sagte: "Die zwei Wörter sind HAUSTÜRKLINGEL und MÄDCHENBUSEN."

Nachdem Goethe sich einige Minuten zurückgezogen hatte, lieferte er als Beweis dafür, dass er tatsächlich Deutschlands Dichterfürst sei, das folgende Gedicht:

"Die Haustürklingel an der Wand, der Mädchenbusen in der Hand, sind beides Dinge wohlverwandt. Denn, wenn man beide leis' berührt, man innen drinnen deutlich spürt, dass unten draußen einer steht, der sehnsuchtsvoll nach Einlass fleht."

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Erklärung

Experiment

Goethe, der Dichterfürst, wird von einem jungen Mann herausgefordert, auf zwei scheinbar nicht reimfähige Wörter zu reimen. Goethe löst diese Aufgabe, indem er die Haustürklingel und den Mädchenbusen in einem Gedicht mit einer zweideutigen und erotisch aufgeladenen Analogie in Verbindung bringt. Er spielt dabei mit der doppelten Bedeutung des Reizes, der durch das Berühren der beiden Dinge entsteht.

Kommentare (6)

@John Roy the Piper Dankeschön :D

Wow. Zum ersten Mal auf Platz 1 in der Kategorie "Hot".

Geistreich!