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In der letzten Nacht, hatte ich Dienst in der Klinik und konnte mich darüber tierisch aufregen, weil es in letzter Zeit ziemlich oft der Fall war. Es lag auch nur an zwei Kollegen, die sich kurzfristig krank gemeldet hatten, weshalb ich deren Dienste übernehmen musste. Die Zulagen waren super, aber ich wäre trotzdem lieber zu Hause in meinem Bett gewesen.

Die großen Lampen an der Decke, schalteten gerade um auf Nachtbeleuchtung, während ich durch die langen Korridore, durch die Umkleidekabinen marschierte. Es roch nach Desinfektionsmittel und Sterilität, was die Leute normalerweise dazu veranlasste die Nase zu rümpfen. Als Pfleger war ich den Geruch gewohnt, sodass mir dieser nichts mehr ausmachte. Wobei ich schon zugeben musste, dass dieser Geruch in dieser Nacht stärker war.

Nachdem ich mich umgezogen hatte, ging ich auf die Station und setzte mich in das Dienstzimmer. Ich hatte den Stuhl zum Fenster gedreht und beobachtete wie die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwand, wobei sie die Wolken in einem schönen Rot erstrahlen ließ. In meiner Hand, hielt ich ein Tasse mit warmen Kaffee, an dem ich gelegentlich nippte. Ich bemerkte fast nicht, wie eine Kollegin das Zimmer betrat und sich zu mir gesellte.

Danach ging es für mich an die Arbeit. Die Dienstübergabe, ging wie immer schnell vorüber. Dem einem Patient ging es besser, der andere bekam eine Infusion und wieder ein anderer war aufgrund einer Virusinfektion verstorben. So war das ebend im Krankenhaus. Menschen werden geboren und Menschen sterben. Das nennt man den Kreislauf des Lebens. Ich hatte noch nie ein Problem mit Verstorbenen. Nur das meine Kollegen noch nicht dazu kamen, den Leichnam, in die Prosektur in den Keller zu bringen.

Als ob die Nachtschichten nicht schon schlimm genug waren, musste ich auch noch mit einer Leiche spazieren gehen. Meine Kolleginnen verabschiedeten sich und wünschten mir einen ruhigen Dienst. Danach machte ich mich daran, meinen ersten Kontrollgang zu absolvieren. Die meisten Patienten, lagen in ihren Betten und sahen fern oder lasen ein Buch. Nur wenige waren bereits eingeschlafen.

Ich verabreichte noch die eine oder andere Infusion und half einer älteren Dame auf die Toilette. Wieder im Dienstzimmer angekommen, goß ich mir eine Tasse Kaffee ein uns sah erneut aus dem Fenster. Der Horizont war nur noch ein schwacher Lichtschein. Die Nacht breitet sich aus. Nun war es endlich Zeit für eine Zigarette, sodass ich mir mein Päkchen schnappte und durch die leicht beleuchteten Gänge zum Aufzug ging.

Ich ging durch den Keller, durch das Bettenzimmer zur Hintertür nach draußen. Kühle Nachtluft umgab mich und ich zog genüsslich an meiner Zigarette. Mein Blick fiel durch die Glastür und ich sah den Gang hinunter. Dort am anderen Ende des Ganges, befand sich die Prosektur, also die Leichenhalle. Dann fiel es mir ein, ich musste noch den toten in die Leichenhalle bringen.

Ich rauchte schnell meine Zigarette zu Ende, lief zurück zur Station und begab mich in das Zimmer 018, während ich meine Zigaretten und meine Kaffetasse in der Hand hielt. Das Zimmer war verschlossen, dies war normal, wenn sich darin ein Verstorbener befand. Ich suchte nach meinem Schlüssel, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung sah. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und erkannte ein Stück weiter im Flur, eine ältere Dame, die gebügt über den Boden schlurfte.

Ihre Körperhaltung sah ungesund aus und ihre Haut war weiß. Sie hatte mir den Rücken zugewandt, weshalb ich ihr Gesicht nicht sehen konnte. Vermutlich, sah es genauso alt und krank aus wie der Rest von ihr. Mein Schlüssel fiel klimpernt zu Boden, als ich ihn aus meiner Tasche ziehen wollte. Ich bügte mich um ihn aufzuheben und als ich erneut, nach der Dame sehen wollte, starrte ich nur einen leeren Flur hinab. Vielleicht war sie in eines der Zimmer gegangen.

Es war sicher nur eine verwirrte Patientin mit Parkinson, dass würde auch die ungesunde Haltung erklären. Ich schloss die Tür auf, aber im Zimmer brannte kein Licht. Nur der Lampenschein der durch den Türspalt fiel, erhellte den Raum. Das Krankenbett stand an der Wand und ich erkannte deutlich die Umrisse der Leiche die darin lag. Ich fuhr mit dem Bett aus dem Zimmer und warf vorher noch ein Laken über den Leichnam.

Vor dem Dienstzimmer, hielt ich kurz an um etwas zu holen – Ein schwarzes Armband – Dieses befestigte ich am Handgelenk des Toten. Damit wurden alle Leichen in der Klinik gekennzeichnet. Als ich das Laken zur Hälfte zurückgeschlagen hatte, konnte ich auch das Gesicht des Mannes sehen. Er war zwar alt, aber noch nicht so alt. Etwa Mitte 60, mit grauen Haaren, eingefallenen Wangen und einem Stoppelbart.

Ich deckte ihn wieder zu und brachte ihn zum Aufzug. Dort drückte ich den Knopf und wartete. In den Moment, hörte ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich sofort um und sah, wie ein junger Mann über den Flur rankte. Er trug ein OP Hemd und hatte eine ähnliche Körperhaltung wie die Dame zuvor. Vortsetzung folgt..

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