Die Anti-Langeweile-Bande im Zoo

Eine geschichte ohne titel( überlege den titel noch)

Max war ein Löwe, wie er im Bilderbuch stand. Majestätische Mähne, beeindruckender Blick, riesige Pfoten. Eigentlich hätte er der unangefochtene König seines Reiches sein sollen – nur dass sein Reich nicht die weite Savanne Afrikas war, sondern ein Gehege im Zoo. Betonboden, ein paar Steine, ein künstlicher Wasserfall, der so leise plätscherte, dass er eher an ein tropfendes Waschbecken erinnerte. Und Max war... gelangweilt. Fürchterlich gelangweilt. „Roooaaaar“, brüllte er – nicht aus Hunger, sondern einfach, weil er hoffte, es würde irgendwas Spannendes passieren. Die Besucher auf der anderen Seite des Gitters machten „Ooooh“ und „Aaaah“, zückten ihre Handys, und nach fünf Sekunden waren sie weiter zum Affengehege. „Toll“, murmelte Max und legte sein Kinn wieder auf die Pfote. „Ich bin ein Selfie-Hintergrund.“ Nebenan gähnte Gina, die Giraffe. Sie hatte gerade versucht, zum hundertsten Mal das Schild an ihrem Gehege zu lesen. „Giraffa camelopardalis.“ Jedes Mal, wenn sie es entzifferte, war sie überzeugt, es sei ein Zauberspruch. Leider passierte nie was. „Hey, Max“, rief sie hinüber. „Weißt du, wie viele Blätter ich heute gezählt habe?“ „Sag’s nicht.“ „Vierhundertachtzehn.“ „Sag ich doch.“ Ein Schimpanse namens Rocco hockte oben auf einem Ast und warf gelangweilt Erdnussschalen in die Luft. „Ihr seid solche Jammerlappen. Ich hab wenigstens Beschäftigung.“ „Und die wäre?“ fragte Max. „Ich trainiere meine Wurfkünste. Wenn ich noch ein bisschen besser werde, kann ich die Wärter treffen.“ Max verdrehte die Augen. „Du triffst nicht mal den Eimer direkt unter dir.“ „Das ist Übung!“ rief Rocco beleidigt und warf die nächste Schale so unpräzise, dass sie genau auf Ginas Kopf landete. „Danke, jetzt bin ich offiziell ein Biomüllbehälter“, seufzte die Giraffe. Max gähnte. Sein Maul öffnete sich so weit, dass zwei Spatzen, die gerade vorbeiflogen, erschrocken die Richtung wechselten. „Es muss doch irgendwas geben, das wir tun können. Etwas... Spannendes.“ „Wie wär’s mit einem Escape?“ schlug Rocco vor. „Ein was?“ „Ein Escape! Menschen machen das ständig. Räume, Rätsel, Schlüssel suchen, abhauen. Warum nicht wir?“ Max hob eine Augenbraue (sofern Löwen Augenbrauen haben). „Und wohin willst du abhauen? Nach draußen in die Stadt? Zwischen hupenden Autos und Fast-Food-Restaurants?“ „Klingt spannender als hier“, meinte Rocco. Max ließ den Blick schweifen. Überall Tiere, die sich langweilten: die Flamingos standen wie rosa Statuen, die Nilpferde blubberten traurig im Wasser, und selbst die Tiger auf der anderen Seite sahen aus, als hätten sie ein Abo beim Einschlaf-Podcast. Vielleicht hatte Rocco gar nicht so unrecht. Vielleicht brauchte es wirklich einen Plan. „Na gut“, murmelte Max. „Wenn der Zoo uns nichts zu bieten hat, dann müssen wir uns eben selbst etwas einfallen lassen.“ „Heißt das, du bist dabei?“ Rocco sprang begeistert auf. „Heißt das, wir machen einen Club?“ fragte Gina neugierig. „Genau“, sagte Max und richtete sich auf. Zum ersten Mal seit Wochen funkelten seine Augen vor Energie. „Ab heute gründen wir die Anti-Langeweile-Bande. Und ich werde euer Anführer.“ „War ja klar“, murmelte Rocco. „Ich bin immerhin der König der Tiere“, erwiderte Max stolz. Die anderen Tiere horchten auf. Man spürte, wie sich ein Knistern durch den Zoo zog, als hätte jemand den Schalter für Abenteuer umgelegt. Max grinste und zeigte seine mächtigen Zähne. „Also gut, Bande. Morgen beginnt unser erster großer Coup.“ Und während die letzten Besucher den Zoo verließen und die Sonne langsam unterging, schmiedete Max in Gedanken schon Pläne, die garantiert alles andere als langweilig werden würden.