Verkehrte Welt
Dunkel war's, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzesschnelle
langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschoss ́ner Hase
auf dem Sandberg Schlittschuh lief.
Und den Wagen zog die Ziege
rückwärts einen Berg hinauf,
als die hundertjähr'ge Fliege
droben zog die Turmuhr auf.
Ringsumher herrscht tiefes Schweigen,
und mit fürchterlichem Krach
spielen in des Grases Zweigen
drei Kamele lautlos Schach.
Und ein blond gelockter Knabe
mit kohlrabenschwarzem Haar
aß dabei ́'ne Butterschnitte,
die mit Fett bestrichen war.
Von der regennassen Straße
wirbelte der Staub empor,
dass der Knabe bei der Hitze
mächtig an den Ohren fror.
Auf seinem Heupferd ritt er munter
durch das blaue Kornfeld hin.
Endlich ging die Sonne unter
und der graue Tag erschien.
Und das alles dichtet Goethe,
als er in der Morgenröte
liegend auf dem Nachttopf saß
und im Telefonbuch las.